Im Februar 1974, weniger als zwei Monate nachdem er seine Apollo Troupe etabliert hatte, sah Ron die Notwendigkeit für eine größere Vielfalt von Aufführungen. Bevor eine Gruppe im Country-Western-Stil, die Rangers, gegründet wurde, erforschte er das Genre und skizzierte die folgende Stilanalyse.
ei einem Blick auf die verschiedenen Musikarten, einschließlich irischer Balladen und neuerer Country-music-Alben, habe ich gewisse Daten herausbekommen, die von Interesse sind.
Da gibt es eine ganze Schule von „Country Western“, und zwar die Hollywood-Soundtrack-Richtung von Roy Rogers/Gene Autry. Stücke wie „Wagon Wheels“, „Ghost Riders“ und andere wurden von Hollywood-Songschreibern geschrieben, um eine riesige Lücke an wirklichen Stücken im Western-Katalog zu füllen. Und wenn man diese hört, wird man feststellen, daß sie wenig oder gar keine Ähnlichkeit mit der tatsächlichen Country-music haben. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein Orchester, meist der ganz gewöhnlichen Art, das einen oder vier oder fünf Sänger begleitet, welche dann etwas singen, was Hollywoods Vorstellung entspricht, wie vielleicht Cowboys in der Vorstellung des Publikums klingen sollten. Das ist für uns von sehr geringem Interesse, und man kann ebensogut das gesamte Gebiet der Hollywood-Western-Country-music vergessen.
Bei meinen Forschungen stelle ich fest, daß die vor 1850 geschriebene Musik weitaus melodiöser ist, mit viel mehr Weisen als nach 1850. Deshalb wird die Blütezeit des Old West als Ursprung der Western-music mehr oder weniger aufgehoben. Diese Songs ab 1850 bis, sagen wir, 1890 sind eher im Balladenstil. Die Melodien sind ziemlich einfach, manchmal fehlen sie sogar. In dem Moment, wo man sie mit der Zeit vor 1850 vergleicht, springt einem die Tatsache ins Gesicht, daß da eine vollständig andere Musikepoche war. Hauptsächlich ist dies auf die Minstrels in den Tagen der Mississippi-Dampfer vor 1850 zurückzuführen. Minstrels waren natürlich weiße Männer mit schwarz gemaltem Gesicht, und ihre Songs hatten wenig oder gar keine Ähnlichkeit mit dem Gesang der tatsächlich farbigen Bevölkerung am Mississippi. Die Spitzenschreiber auf diesem Gebiet schließen natürlich Stephen Foster mit seinem enormen Musikkatalog ein. Die Periode vor 1850 enthält praktisch die gesamte 49er Musik. Um diesen Unterschied zu erfassen, muß man nur an „O Susanna“ denken und mit dem sterbenden Cowboy vergleichen. Es ist nicht so, daß die Stücke nach 1850 unbedingt nur traurig waren. Es ist so, daß sie zu Bedeutungen und Worten und stimmhafter Aussprache tendierten, während die früheren von Musik abhängig waren und tatsächlich von erstklassigen Songschreibern, wie Stephen Foster, geschrieben worden waren.
Ich stelle fest, daß die modern gespielte Country-music stark verbessert werden könnte, wenn man zum Quellenmaterial über die tatsächliche Instrumentierung zurückgeht. Die Iren fluteten nach Amerika herein und brachten die Fiedel und einen gewissen Swing mit, der Eingang in die Tanzmusik fand, welche im Mittelwesten seit den ersten Tagen, die es den Mittelwesten gibt, gespielt wurde. Die Iren nahmen sie mit der Eisenbahn mit, die sie bauten.
Deshalb gibt es zwei Melodienherkünfte, welche aus den Potpourri-Songs von 1850 und den aus Irland importierten Songs bestehen.
Genauso gibt es eine beträchtliche Sammlung von Musikstücken, nämlich einfach die Tanzmusik, die im Mittleren Westen gespielt wurde. Aber auch diese kommt direkt von den Iren. Die Hillbilly-Bands leisteten ihren Beitrag dazu, und das wurde von Hollywood entwickelt und ziemlich populär gemacht. Aber es gibt hier nicht viel Ähnlichkeit mit der Tanzmusik des Mittleren Westens. Diese Tanzmusik wurde übrigens von der Ford-Stiftung wiederbelebt und besteht aus „Reels“ und „Hoedowns“ (die Musik für einen Square dance), welche sie gleichzeitig populär machten, während sie den Leuten im Mittleren Westen um Ohio beibrachten, alten Square dance zu tanzen. Und es gab von der Ford-Stiftung ein ganzes Square-dance-Programm. Wahrscheinlich ist also ein großer Teil dieser Musik in Form von Arrangements. Dies ist eine unmittelbare Quelle von Notenblättern für die authentischen „Reels“ und „Hoedowns“ sowie Square-dance-Stücke des frühen Westens.
Aus all diesen Band- und Musikarten ist jedoch die am wenigsten geförderte und, gemäß tatsächlichem Testergebnis, die populärste die Cowboy-Band.
Die Cowboy-Band war eine Art Kreuzung zwischen der Square-dance-Musik des Mittleren Westens und der Musik mexikanischer Bands. Cowboys waren nicht in der Lage, viel an Instrumenten mit sich herumzuschleppen, und ihre Cowboy-Bands neigten dazu, sehr schrill und gellend zu sein. Ihre Trommel war zum Beispiel fast nie eine Wirbeltrommel und hatte meistens allenfalls die Größe einer Militärtrommel, außer natürlich, wenn man eine von diesen Cowboy-Bands bei einem Rodeo sieht.
Die Cowboy-Band selbst ist für die Western-music und Country-Western repräsentativer als alle anderen Bands oder Gruppen oder Ensembles.
Natürlich ist Ihnen Herb Alperts Trompete bekannt. Nun, das ist sicher nicht mehr als eine mexikanische Trompete. Aber diese wurde in die Cowboy-Band eingeführt, und die Cowboy-Band war sehr oft gekennzeichnet durch eine kreischende Fiedel und eine sehr schrille Trompete, mit einer Gitarre als Grundlage, während die Melodie von einer Mundharmonika mit jeglichem anderen greifbaren Instrument kontrastiert wurde - das konnte natürlich eine Mandoline oder ein Banjo sein. Dabei ergibt sich weitaus eher ein authentischer Sound von Western-music als bei den meisten der anderen Combos. Leider gibt es meines Wissens für diese Gruppierung praktisch keine geschriebene Musik.
Viel interessanter ist die tatsächliche Szene der Country-music, und diese ist so gut wie verlorengegangen. Ich selbst habe das vor vielen, vielen, vielen Jahren gesehen, und ich habe diese verschiedenen Tänze gesehen, wie die Sänger und Instrumentalisten Square dance vorführten. Und sie waren sehr bemerkenswert. Es gibt eine Riesenmenge Aufstampfen mit den Fußsohlen gegenüber dem Hackenschlagen beim Jazz oder Flamenco. Es wird „Stampfen“ oder „Aufstampfen“ genannt. Dies ist charakteristisch für die Choreographie des „Hoedown“. Man bekommt ein wenig die Idee von der Musik, die durch das Aufstampfen akzentuiert wird, wenn man sich bewußt wird, daß nach einem gewissen Riff sofort ein Stampf-Tritt mit dem flachen Fuß kommt, gefolgt von einem anderen Riff und dann Stampf-Stampf. Dieses Tanzen ist Bewegungen von Pferden sehr ähnlich. Und aus dieser Art Schlagen ergibt sich, denke ich, der Grund, warum der Square dance so beliebt war und möglicherweise auch, warum die Leute ihn im Gedächtnis behalten. Er war sehr, sehr aktiv, und das Schlagen war meistens live.