enauso, wie es unmöglich ist, die Gesamtheit von L. Ron Hubbards Leben ohne seine Musik zu würdigen, so ist es auch nicht möglich, seine Musik zu würdigen, ohne dabei zu berücksichtigen, was er der Kunst insgesamt gegeben hat.
Das Thema hatte ihn lange fasziniert; denn bis zu dem Punkt, wo man eine brauchbare Definition für Kunst bieten konnte, so hatte er geschrieben, war es nicht wahrscheinlich, daß die Welt sich darüber bewußter wird. Und ohne Kunst, wie er an anderer Stelle hinzufügte, sind Herrlichkeit und Ehre einer Gesellschaft verloren.
Daher untersuchte L. Ron Hubbard zwischen all dem, was ihn im Namen von Dianetik und Scientology in Anspruch nahm, Musikform und die emotionale Reaktion darauf als Teil seiner ausgedehnten Studien der Kunst. Das Kernstück dieser Untersuchung bildete eine sehr spezielle Ansicht über den Menschen als ein wirkliches geistiges Wesen, das selbst sehr nahe an das herankam, was die Worte „schön“ und „Ästhetik“ verkörpern. Und faktisch, erklärte er, wenn man davon spricht, Dianetik und Scientology daraufhin anzuwenden, künstlerische Fähigkeit zu rehabilitieren, dann spricht man vom Rehabilitieren dessen, was unserem „geistigen Herzen“ am nächsten liegt. Aber das Problem, eine brauchbare Definition für Kunst zu bieten, blieb; und teilweise zu diesem Zweck setzte Ron seine Untersuchung dessen fort, was die wahrscheinlich allgegenwärtigste aller Kunstformen ist - Musik.
Das Instrument, das er für diese Forschung bevorzugte, war die elektronische Orgel. Die erste davon, eine Baldwin 10, eine elektronische Kirchenorgel, diente ihm in Wichita (Kansas), wo er zwischen Frühling 1951 und Anfang Winter 1952 an der örtlichen Dianetik Stiftung Vorträge hielt. Mit der Gründung von Scientology und deren weltweitem Wachstum während des Rests dieses Jahrzehnts erfolgte Rons Umzug nach Saint Hill Manor in East Grinstead, Sussex, und dort standen neben einem Klavier ein Wurlitzer und eine vielgepriesene elektrische Orgel von Mellotron (Vorreiter des Synthesizers und ziemlich gut in der Lage, die menschliche Stimme nachzuahmen). In einer Abschlußsequenz eines Werbefilms für Scientology mit dem Titel Ein Nachmittag in Saint Hill ist er an diesem Instrument beim Vortrag von „The Saints Go Marching in“ zu sehen, während seine eigenen Kompositionen aus dieser Periode als leise mittelalterlich und betörend schön beschrieben wurden. Aber der Hauptzweck dessen, was er bescheiden als Nebenstudium bezeichnete, war ein Verstehen der Musik im allgemeinen und der Kunst als Ganzem.
Seine mittlerweile berühmten Schlußfolgerungen sind in einem aufschlußreichen Fachbuch mit dem Titel KUNST enthalten. KUNST ist die philosophische Erklärung des kreativen Prozesses mit dem weitreichendsten Einfluß und hat Künstler aus einem Dutzend Gebieten inspiriert, einschließlich des Schreibens, Malens, Filmemachens, Schauspielerns, Tanzens und natürlich der Musik. Wesentlicher Bestandteil des Werks ist seine oft zitierte Definition von Kunst als „ein Wort, das DIE QUALITÄT DER KOMMUNIKATION zusammenfaßt“. Er fuhr in diesem Rahmen fort, das Thema in seiner Gesamtheit in ein System zu bringen.
Betrachten Sie seine Analyse von Rhythmus als Beispiel. „Es gibt in der Musik sechs unterschiedliche Rhythmusarten“, beginnt seine Untersuchung des Themas, die in KUNST enthalten ist. Er fährt dann mit der sehr vollständigen Analyse dieser Rhythmusarten fort, die folgendes umfaßt:
REGELMÄSSIGER RHYTHMUS: bedeutet den gleichmäßig akzentuierten (betonten) Schlag.
SYNKOPIERTER RHYTHMUS: das Plazieren von unbetonten Schlägen zusammen mit betonten Schlägen in regelmäßigen oder unregelmäßigen Intervallen.
GESTOPPTER RHYTHMUS: In einem gestoppten Rhythmus gibt es regelmäßige, spürbare Pausen im Fluß der Melodie, aber alle Schläge sind da, sie sind einfach regelmäßig für ein Intervall ausgesetzt. (Der Ausdruck kommt aus der Choreographie, wie zum Beispiel dem Steptanz, wo das Steppen der Tänzer die Stopps ausfüllt.)
AKZENTUIERTER RHYTHMUS: Einer oder mehrere Schläge in einem Takt erhalten eine stärkere Betonung (Schlag) oder einen Akzent. Akzent in einem Rhythmus kann durch Lautstärke, Dauer, Tonhöhe oder Tonqualität (Klangfarbe) bewirkt werden.
AUSGELASSENER SCHLAG: die regelmäßige Auslassung eines oder mehrerer Schläge in Takten. Man muß möglicherweise das Zeitmaß über zwei oder mehr Takte weiterzählen, damit man regelmäßig ausläßt. (Soul, Motown)
HINZUGEFÜGTER SCHLAG: ein zusätzlicher starker oder im allgemeinen schwache Schläge, die dem Rhythmus auf eine gleichmäßige oder ungleichmäßige Weise hinzugefügt werden. (Bongos, Congas usw.)
Sein Kernpunkt war - und er war der erste, der eine solche Darstellung erkannte -, daß jegliche Rhythmen aus diesen sechs Grundformen, einzeln oder in Kombination, bestehen; und es ist der kunstfertige Einsatz dieser Rhythmen, der die Beziehung zum Publikum und damit Kommunikation aufbaut. In der gleichen Abhandlung beschreibt er auch den Einsatz von Rhythmus, sei es zum Beruhigen, Beschwichtigen oder Erregen, und die Stellung, die Rhythmus in Prosa, Poesie und sogar visuellen Künsten einnimmt. Denn letzten Endes, beobachtete er sehr scharfsinnig, „sind Rhythmus und seine Ausdrucksweise der grundlegende Schlüssel für alle Kunstformen“.
Im Verlauf der Seiten des Buches KUNST werden die Grundlagen der Darstellung außerdem einschlägig angesprochen, von welchen er erklärte: „Künstlerische Darstellung hat immer in dem Maß Erfolg, in dem sie gut gemacht wird. Wie einfach dies gemacht wird, ist vollkommen sekundär.“ Folglich „kann es einem wahren Profi allem Anschein nach ziemlich leichtfallen, etwas zu machen, aber er achtet tatsächlich mit jeder kleinen Einzelheit darauf, daß alles genau richtig ist“. Genau deswegen sprach er des weiteren die mehr oder weniger verlorengegangene Kunst der Bühnenmanieren an (eine insbesonders interessante Sache in dieser Ära des Shock Rocks). Aber die Tatsache ist, egal wie scheinbar verachtungsvoll der höhnische Rock-Darsteller ist, „muß ein gewisses Ausmaß an Affinität mit oder für das Publikum körperlich ausgedrückt werden“. Denn letzten Endes ist der Zweck der Darbietung im Grunde genommen Kommunikation, und gemäß einem fundamentalen Scientology Lehrsatz ist Kommunikation in Abwesenheit von Affinität unmöglich.
Seine eigenen Auftritte, wie sehr sie auch Improvisationen waren, so heißt es, waren Modelle all dessen, was er empfohlen hat. Zum Beispiel unterhielt er auf einem Konzertflügel mit schwarzer Krawatte die Teilnehmer auf einer Scientology Tagung. Der allgemeine Eindruck war der einer polierten Eleganz: Jede Gestik war bestimmt und vornehm, jede Note und jede stimmliche Modulation tadellos und alles in allem die Verkörperung eines Musikkünstlers, dessen Werk „die Qualität der Kommunikation zusammenfaßt“
Eine von Rons frühesten Orgeln, die Baldwin 10